Flüchtlinge sind willkommen und verdienen unsere Unterstützung!

Ängste und Sorgen sollten mit eben diesen Fakten genommen und Fragen beantworten werden. Denn in Wirklichkeit  haben nicht wir, sondern die Flüchtlinge ein Problem. Die Aufnahme ist nicht allein moralische und humanitäre Christenpflicht.

 

Die Industrieländer, darunter Deutschland, haben mit ihrer kapitalistischen Wirtschaftsweise z.B. jahrelang mit subventionierten Waren afrikanische Inlandsmärkte zerstört und so verhindert, dass sich heimische Landwirtschaft und Wirtschaft entwickeln konnten. Und der Zustand hält an! Um billig Nahrungsmittel oder Rosen für den europäischen Markt produzieren zu können, vertreiben europäische und andere ausländische Kapitalgeber durch massive Ackerlandkäufe(Land-Grabbing) die heimischen Bauern. Korrupte Regierungen tun da mit und lassen sich kaufen. Mit Grundnahrungsmitteln, landwirtschaftlichen Rohstoffen wird an den  Warenbörsen spekuliert, Hedgefonds und Banken profitieren. Folge:
– Obwohl Niger die zweitgrößten Uranvorkommen der Welt besitzt, rangiert es auf der Liste der ärmsten Länder an vorletzter Stelle.
– Bauern im Senegal bekommen für ihre Erdnüsse ein Achtel des durchschnittlichen Weltmarktpreises.
– Laut Vereinten Nationen besitzt Kamerun Erdöl, Erze und landwirtschaftliche Produkte im Überfluss. Weniger als 30% der Menschen haben aber regelmäßigen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 36,5% leiden an dauerhafter, schwerer Unterernährung.
Welche Perspektive haben diese Länder, ihre Bewohner? Sie sind Opfer auch von Profitstreben und sog. „liberaler“ Marktwirtschaft. Deutsche Industrie, Banken und Lobbyverbände sind dabei. Wundern wir uns da, wenn genau diese Vertriebenen nun an unsere Türen klopfen? Dieser Aspekt kam allerdings in Herrn Plates Vortrag leider etwas kurz, war sicher auch nicht zentrales Thema des Abends.

Sicher hätten sich die Veranstalter mehr Zuhörerinnen und Zuhörer gewünscht. Aber dass so wenig Menschen die Veranstaltung besucht haben kann ja auch im positiven Sinne und optimistisch heißen, dass es in der Stadt ohnehin Unterstützung für das Vorgehen der Stadt gibt und man (selbstverständlich!) Flüchtlinge willkommen heißt. Nicht jede oder jeder wird sich zudem aktiv in die Unterstützerkreise einklinken können. Das aber kann und muss sich noch entwickeln. Man darf sicher auch nicht automatisch Vereine, die bereits jetzt schon aktiv im sozialen Bereich tätig sind und das Wort „Solidarität“ in ihrem Vereinsnamen führen, als quasi prädestinierte Flüchtlingshelfer in „die Pflicht nehmen“. Diese Vereine können aber sicher bei der Vernetzung aus ihrer Erfahrung und Arbeit schöpfen und so mithelfen, neue Kräfte zu mobilisieren. Das vor Ort ausgeprägte Vereinsleben bietet zusätzlich gute Voraussetzungen, Flüchtlinge aufzunehmen.

Was den (noch) fehlenden Leitfaden für Helferkreise betrifft: Die  Landesregierung arbeitet derzeit unter Federführung der Stabsstelle für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung an einem „Handbuch Flüchtlingshilfe in Baden-Württemberg“, das bis Ende Juli 2015 erscheinen soll. Fragen, die im Zusammenhang mit der Flüchtlingsarbeit im Alltag auftauchen, sollen ehrenamtlichen Helfern, aber auch Hauptamtlichen mit diesem Ratgeber beantwortet werden. Mit einem Förderprogramm für lokale Bündnisse unterstützt die grün-rote Landesregierung zusätzlich die Arbeit des Ehrenamtes vor Ort, auch die Errichtung einer Ombudsstell für Flüchtlinge und Helfer ist im Gespräch. Weitere Informationen erhält Mann und Frau über die Online-Plattform bzw. das Beteiligungsportal des Landes und einem Newsletter unter www.fluechtlingshilfe.de

4.5.2015

Bernd Zander