Im Wahlkampfmodus des Mai 2014

 

 

„Spätlese“, „Herbstfarben“ und der Wohnpark am Schloss hatten geladen und viele kamen. Unter anderem viele, KandidatInnen aller Lager. Zu viele. Zu viele, weil einige sich allzu lange vorstellten und nicht fertig wurden, ihre diversen Verdienste und Zugehörigkeitszeiten zu Vereinen und Volksvertretungen aufzuzählen. Hoffen wir, dass die Vorstellung unserer Vertreter, Bernd Zander, Lucia Vogel und der Verfasser dieser Zeilen, sowie Dr. Margret Brehm für den Kreistag, nicht ähnlich langatmig ausfielen.

 

Schade, dadurch ging einige wertvolle Zeit verloren, die bei den hoch spannenden Inhalten fehlte. Entlang der Wahlprüfsteine des Landesseniorenrats wurden die Punkte Demografischer Wandel, Wohnen im Alter und Gesundheit ausführlich abgehandelt, weniger intensiv die Fragen Mobilität und Internet.

 

Einigkeit bei den Vertretern aller Gruppierungen in der Frage Erhalt des Bad Waldseer Krankenhauses. Hier hatten alle Kreistagsmitglieder der Waldseer Raumschaft am gleichen Strang gezogen, wie unter anderem Dr. Margret Brehm ausführte. Hart allerdings die Konfrontation in der Frage des Bürgerlichen Engagements. Hier kochte überdeutlich der Unwillen hoch, als die verantwortlichen Gemeinderäte zur Stellungnahme in der Frage des nicht mehr existenten Stadtseniorenrates aufgerufen wurde. Nahtlos führte dieses strittige Thema zur geplanten Bebauung des Muschgay-Areals, das der CDU-Vertreter für ein sehr gelungenes, die Stadt bereicherndes Projekt lobte. Mag er den Unwillen der Älteren vergessen haben, als klar wurde, wie teuer der Muschgayinvestor die altengerechten Wohnungen an Frau und Mann bringen wird.

 

Während der Vertreter der Freien Wähler sich zu keiner eindeutigen Position durchringen konnte, blieb es Bernd Zander überlassen, in klaren Worten auf die Verantwortung eines Gemeinderates hinzuweisen. „Letztlich muss die Verwaltung das tun, was Sie beschließen! Wenn Sie Auflagen verlangen, so wird dies geschehen. Fünf Jahre haben Sie Zeit gehabt, etwas in dieser Richtung zu bewegen. Und was ist passiert?“

 

Die abendliche Autorenlesung hatte Dominik Souard in seinem Buchladen glänzend vorbereitet. Dieser vereinigte an die hundert Zuhörer in diesem bunten, von Büchern aller Couleur geprägten Ambiente. Der Autor Wolfgang Schorlau entpuppte sich gewandter Erzähler, immer wieder seine feine Ironie ausspielend schaffte er es über eineinhalb Stunden, die Zuhörer in den Bann zu ziehen. Sein trockener Humor tat ein Übriges dazu.

 

Die überaus kritischen und heiklen Lebensbereiche, in denen seine Bücher spielen, hat Schorlau akribisch recherchiert. Man spürt bei jedem Wort die Tiefe dessen, was er weiß. Sein vorgestelltes Buch handelt von den entsetzlichen Missbräuchen in der Massentierhaltung – eine millimetergenaue Steilvorlage für die Allgäuer Milchbäuerin Maria Heubuch. Mit ihr braucht es den grünen Wählern nicht bange zu sein, wenn sie – wie zu hoffen ist – demnächst auf den Entscheiderstühlen in Brüssel sitzt.

 

Für die engagierten grünen Kandidaten aber ging ein lehrreicher, überaus vielschichtiger und vor allem sehr nachdenklich stimmender Tag zu Ende.