Wehmut und beste Wünsche für die Zukunft aus dem Kreisverband Wangen!

Der Kreisverband von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Wangen im Allgäu wird die langjährige, sehr konstruktive und anregende Arbeit und Initiative von Johanna Moltmann aus Bad Wurzach zukünftig sehr vermissen!

Vielen lieben Dank Johanna! Hier ein Artikel aus der Schwäbischen Zeitung zum wunderbaren, vielseitigen Engagement von Johanna:

Johanna Moltmann-Hermann hat in den 24 Jahren ihres Hierseins viele Ehrenämter bekleidet, kirchliche, soziale und politische. Ende dieses Monats wird die 65-Jährige aus Bad Wurzach wegziehen. „Ich habe nichts erreicht, aber das war auch nicht mein Plan“, bilanziert sie.

Nichts erreicht? Sicher, Johanna Moltmann-Hermann hinterlässt auf den ersten Blick nichts Sichtbares. Doch wer genauer hinsieht, erkennt viele Fußabdrücke, die sie im Städtle gesetzt hat.

Kraftquelle Garten

Wie sie ihren großen Garten in den Riedhöfen bei Unterschwarzach sieht, sagt viel über Johanna Moltmann-Hermann aus. „So ein Garten macht viel Arbeit“, so der Besucher mit Blick auf Beete, Sträucher und Komposthäufen. „Dafür“, so entgegnet ihm die gebürtige Göttingerin etwas verwundert, „habe ich ihn ja“. Auch wenn der Garten „meine Kraftquelle, mein Ort zum Regenerieren“ ist, ausruhen will sich die 65-Jährige in ihm aber nicht. Johanna Moltmann-Hermann ist eine, die es immer umtreibt, die Aufgaben findet, auch ohne dass sie sie aktiv sucht.

So reihte sich Ehrenamt an Ehrenamt, seit sie 1993 mit ihrem Mann nach Bad Wurzach kam. Gunther Hermann war als evangelischer Kurseelsorger von Stuttgart in die Riedstadt versetzt worden. Die studierte Biologin fand keine geeignete Arbeit, doch nichts zu tun kam für sie nicht in Frage.

Wasserstand gemessen

Auch aus Eigennutz, wie sie sagt. Sie wollte nicht alleine zu Hause sitzen, wollte Menschen kennenlernen, wollte dabei sein. Als Biologin habe sie ihr erster Weg zum Naturschutzzentrum geführt. Für das hat sie im Zuge des Projekts der Wiedervernässung im Ried den Wasserstand gemessen. „Das war mein erstes Ehrenamt hier in Bad Wurzach“, erinnert sie sich.

Viele weitere folgten. In Hauerz betreute sie zehn Jahre lang eine demenzkranke Frau. „Ich lernte damals viel über die Dynamik einer ländlichen Großfamilie.“ In dieser Zeit kam sie mit dem Krankenpflegeverein, heute „miteinander – füreinander“, in Berührung, war dann 1996 maßgeblich an der Gründung der Nachbarschaftshilfe aus dessen Mitte heraus beteiligt.

„Hohe soziale Kompetenz“

Beeindruckt sei sie von der Herzlichkeit, der Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen im Oberland. „Es gibt hier eine hohe soziale Kompetenz“, sagt Johanna Moltmann-Hermann. Gefehlt habe ihr allerdings das Miteinander-reden und die Bereitschaft, Verantwortung in einer Gruppe zu übernehmen. Daher vor allem entstand das Bürgernetzwerk „Rat und Tat“. „Miteinander sprechen, voneinander wissen, voneinander lernen“, sprich die Bündelung vieler auch privater Initiativen, war dessen Ziel.

Miteinander ins Gespräch kommen, voneinander profitieren, das war auch die Idee des Tauschrings, den Johanna Moltmann-Hermann ebenfalls 1996 mitgründete. Auch der habe sie selbst ungemein bereichert, sagt sie. „Ich habe viele interessante Lebensentwürfe und Leute kennengelernt, bin so auch mit den Menschen hier zusammengewachsen.“

„Mit Visionen und Tatkraft“

Das habe ebenso für die Partei der Grünen gegolten, die auch Station ihres Lebenswegs in Bad Wurzach war. „Hier habe ich die vorwärts schreitende Seite des Oberlands kennengelernt, habe Menschen mit Visionen und Tatkraft getroffen.“ Sich selbst sieht sich Johanna Moltmann-Hermann nicht als solchen: „Ich war da eher der Helfer als der, der vorausschreitet.“

Als solche betrachtet sie sich auch bei der Aufarbeitung der Torfwerksgeschichte. Adelgunde Mahler sei da die treibende Kraft gewesen, erinnert sich Johanna Moltmann-Hermann, als es galt, Wissen über die harte Arbeit im Moor zu bewahren. Ausstellungen im Leprosenhaus, das Konzept eines Torfmuseums und die erste Torfwerkshockete seien Früchte der Arbeit gewesen, erzählt sie.

„Eine großartige Zeit“

Auch wenn es damals noch viel Widerstand gegeben habe, „es war eine großartige Zeit“. Die Idee griffen später Stadt und Heimatverein Wurzen auf, setzten sie professionell um – „und sie haben es gut gemacht“, freut sich Moltmann-Hermann über das, was dann ohne ihr Zutun entstanden ist.

Ein Mitmacher an vorderster Stelle war sie dagegen beim Energiebündnis, das sie 2012 aus der Taufe hob. Windkraft, Biogas, Abwärme, viele Projekte habe man damals angeschoben, erinnert sie sich, muss aber eingestehen, „dass es letztlich nichts gebracht“ habe. Doch sieht sie dieses Projekt für sich persönlich positiv: „Ich habe viel gelernt, manchmal schmerzhaft, habe viele gute Leute kennengelernt.“

„Keine neue Aufgabe gewünscht“

Grüne, Energiebündnis, Nachbarschaftshilfe, Tauschring, dazu in Kirchenchor und Bibelkreis engagiert, Sängerin im Kammerchor und sportlich im TSG-Turnen aktiv – „ich habe mir keine neue Aufgabe gewünscht“, erinnert sie sich an die Zeit vor etwas mehr als zwei Jahren. Dann kamen die Flüchtlinge nach Bad Wurzach. „Sehen wo etwas gebraucht wird, das habe ich mit der Muttermilch aufgesogen“, begründet Johanna Moltmann-Hermann, dass sie sich fortan im Treffpunkt Asyl stark engagierte.

In diese Zeit, Anfang 2016, fiel auch der Tod ihres Mannes als tiefer Einschnitt. „Mein Leben wurde anders“, sagt sie. Bald nach diesem tiefen Einschnitt „reifte in mir der Entschluss, das Haus in den Riedhöfen aufzugeben“. Über eine Bekannte kam sie in Kontakt mit dem neuen Projekt gemeinschaftliches Wohnen in Leonberg. Dort bekam sie eine Wohnung. „Das wird spannend, und ich gehe mit einem guten Gefühl dorthin“, sagt Johanna Moltmann-Hermann.

„Manche Enttäuschung weggesteckt“

Doch noch während diese Pläne konkret wurden, packte sie nochmal mit an. Mit Mitstreitern aus dem Treffpunkt Asyl rief sie den Kleiderladen „Jacke wie Hose“ ins Leben. „Es wurde geplant, manche Enttäuschung weggesteckt, neu geplant, ein Träger gefunden – ich war überhaupt nicht mehr zu Hause“, erinnert sie sich an diese Zeit.

Am Ende aber stand ein Ergebnis, das sich wahrlich sehen lassen kann. Für Johanna Moltmann-Hermanns Wirken in Bad Wurzach gleichsam ein würdiger Schlusspunkt. Kurz danach folgte der Reigen der Verabschiedungen. Viele herzliche Verbindungen seien da nochmals deutlich geworden, „das war gut, und das ist mein Lohn, den ich für all das bekommen habe“, sagt sie.

So falle ihr der Abschied schwer, gesteht sie ein, „Aber ich verlasse Bad Wurzach wahnsinnig bereichert und glücklich über das Leben, das ich hier führen durfte. Das geht nicht verloren.“