Das Filmgespräch zum Film „Die Unbeugsamen“

Im Nachgang zum Filmgespräch begrüßten Kreisrätin Elke Müller und Stadträtin Lucia Vogel ihre Gesprächspartnerinnen Klara Engl-Rezbach aus Ravensburg, Gemeinderätin und Kreisrätin von 1898 bis 2009 und Hannah Rogosch, Gekmeinderätin seit 2019 in Wangen.
Es war interessant zu erfahren, welche Motivation dem politischen Engangement der beiden Frauen vorausging und welchen Herausforderungen sie sich stellten. Für Klara Engl-Rezbach war der ihrer Meinung nach unzureichende Umgang  der Stadtverwaltung mit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl (1986) der Auslöser, selber mitgestalten zu wollen. Sie ließ sich für den Gemeinderat aufstellen, wurde gewählt und arbeitete in der Folgezeit daran, die Verbesserungen, die ihr wichtig waren, durchzusetzen. Gleich mehrere Errungenschaften konnte Klara Engl-Rezbach aufzählen. So wurde die Sitzungsstruktur und – effektivität angepasst,  überlange Haushaltssitzungen gehörten bald der Vergangenheit an, auch weil Frauen mit Kindern das schlicht nicht umsetzen konnten. Unterstützung gab dabei der damalige Oberbürgermeister, der sich ihren Argumenten gegenüber offen zeigte. Eine Kindergartenbedarfsplanung sowie die abgesicherte Finanzierung von Frauenprojekten und Trägern, wie z.B. Frauen und Kinder in Not e.V. konnten durch das Thematisieren im Gemeinderat zunächst aus der „Tabuzone“ geholt und durch „unbeugsames“ Dranbleiben, erreicht werden. Das wichtigste im Rückblick, so Klara Engl-Rezbach, sei das Einbringen von Anträgen. Dadurch würden Themen angesprochen und Diskussionen angestoßen. Grüne und Frauen seien diesbezüglich Wegbereiter.
Die 35-jährigen Hannah Rogosch, vormals u.a. Referentin für interne Kommunikation beim grünen Kreisverband München, war 2019 mit Mann und zwei kleinen Kindern frisch aus München wieder nach Wangen zurück gekommen. In der Nominierungsversammlung der Grün Offenen Liste (GOL) erkämpfte sie sich gemäß dem Grünen Frauenstatut den  1. Listenplatz  und wurde danach auch in den Gemeinderat gewählt. Hannah Rogosch beschrieb mit deutlichen Worten die Schwierigkeiten, die sich junge Familien stellen. So sind, wenn Haushalt, (kleine) Kinder, Berufstätigkeit und weitere Interessen beider Eltern zusammen kommen, die zeitlichen Spielräume oftmals zu eng, um sich in ein politisches Mandat einzubringen. Daher fehlen in den Fraktionen Menschen im mittleren Lebensalter, der „rush hour“.  Sie würde dennoch wieder kandidieren, auch aus der heutigen Perspektive. Motivierend sei der Zusammenhalt und die gute Zusammenarbeit innerhalb der Fraktion. Mit ihrem Thema der „autofreien Innenstadt“ habe sie die Erfahrung gemacht, dass die Verwaltung den Vorstoß der GOL Fraktion aufgegriffen und letztes Jahr eine Testphase durchgeführt und danach eine Erhebung in Auftrag gegeben hat, wie sich die Innenstadt von Wangen hin zu einem attraktiven und lebenswerten Ort entwickeln kann. In Wangen hat die GOL Fraktion außerdem das Thema Klimaziele und klimagerechte Stadt auf die Tagesordnung gebracht.
Frauen denken oft, „ich kann das nicht“ – das stimme nicht. Die Empfehlung von Klara Engl-Rezbach: „gehen Sie mal in eine Gemeinderatssitzung, dort sehen Sie, dass Sie manches vielleicht sogar besser können“.
Ein interessanter Abend für die knapp 30 Zuhörenden, durchaus sich als Frau einem kommunalpolitischen Wahlamt zu stellen.

 

Auf dem Foto von links nach rechts: Lucia Vogel, Klara Engl-Rezbach aus Ravensburg, Hannah Rogosch aus Wangen und Kreisrätin Elke Müller.
Foto: Grüne Bad Waldsee.
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