Dicke Luft in Bad Waldsee

Pressemitteilung Bündnis 90/Die Grünen, Ortsverband Bad Waldsee 23.4.2017

Betrifft: Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 21.4.2017, „Bad Waldsee ist stolz auf seine saubere Luft“

Dicke Luft in Bad Waldsee

Wie Rathaussprecherin Brigitte Göppel in der Schwäbischen Zeitung vom 21.4.2017 („Bad Waldsee ist stolz auf saubere Luft“) zu der Aussage kommt „Wir haben eine ausgezeichnete Luftqualität“ bleibt ihr Geheimnis. Sie bezieht sich auf das Jahr 2012. Mit der aktuellen Waldseer Wirklichkeit hat das nicht viel zu tun. Die spricht eine andere Sprache:

  • Der Autoverkehr ist nicht nur der größte Verursacher von CO2 ist, sondern die CO2 Emission sind von rund 44 000 t in 2010 auf über 47 000 t in 2014 angestiegen ist.
  • Die Jahresfahrleistung im Waldseer Straßenverkehr ist insgesamt von über 186 Mio.km in 2005 auf über 221 Mio. km in 2015 gestiegen, eine Steigerung um 18.5%.

Diese Zahlen wundern auch nicht, wenn man den gestiegenen Kraftfahrzeugbestand in Bad Waldsee betrachtet, also PKW, LKW, Krafträder usw.:

2005 14.335 Fahrzeuge

2016 15.465 Fahrzeuge

(Zahlen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: September 2016/April 2017)

Die tägliche Beobachtung und Erfahrung in der Stadt, z.B. Zunahme des LKW-Verkehrs bestätigen eindrucksvoll diesen Zusammenhang.

Die Luftqualität in Bad Waldsee sei überhaupt an vielen Messstandorten „excellent“. Das hätten Luftmessungen 2012(!) ergeben. Das ist fünf Jahre her! Man kann natürlich diese Messungen nicht einfach fortschreiben. Tut man das dennoch, malt man sich die Gegenwart rosa. Zumal die Messstandorte im Kurgebiet/Kurpark und an der Kurverwaltung lagen. Nicht gerade die meist befahrenen Ecken in Bad Waldsee. Da ist die Forderung nach aktuellen Messdaten an viel befahrenen Orten in Bad Waldsee nur folgerichtig und sinnvoll.

Im Übrigen schlägt das „lufthygienische Gutachten“ aus 2012 vor, „die nächste periodische Überprüfung 2017“, also alle fünf Jahre, durchzuführen, von „2022“ (Frau Göppel) steht da nichts.

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes jedenfalls sind auch im Bereich CO2 Emissionen alles andere als „excellent“:

Die Co2-Emissionen sind danach in Bad Waldsee von 2010 auf 2014 um 7% gestiegen.

Eine Folge der Zunahme des Verkehrs. Und das trotz diverser Beschlüsse des Gemeinderates zum Klimaschutz. Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Die Verwaltung macht es sich zu einfach, das Problem auf die Landesregierung abzuschieben („für weitere Auffahrten auf die Bundesstraße 30“, SZ 21.4.)) und überhaupt hätten „alle Kommunen das Problem mit dem Autostadtverkehr“. Neue Auffahrten sind nur ein Teil der Lösung und nicht die Lösung allein. Und, dass andere Kommunen ähnliche Probleme haben zeigt nur, wie groß das Problem ist, macht aber das Problem in Waldsee nicht kleiner. Andere Kommunen haben u.a. auch deshalb Klimaschutzmanager und beginnen, an der Vorherrschaft des individuellen Autoverkehrs zu rütteln. Waldseer Verwaltung und die Mehrheit des Gemeinderats lehnen das(noch!) ab. Auch wie Herr Maucher „unseren City-Bus Verkehr“ stärken will, wäre interessant zu erfahren. Eine Antwort bleibt er schuldig.

Sich angesichts der aktuellen Situation die Realität schönzureden, erinnert doch sehr an Pippi Langstrumpf: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“. Für eine Verbesserung der Luftqualität ist das zu wenig. Gesundheitsschutz der Bürger sieht anders aus.

Michael Kaiser

Für das Sprecherteam

Bündnis 90/Die Grünen

Ortsverband Bad Waldsee